Zoonosen sind Krankheiten, die von Tieren auf uns Menschen übertragen werden können. Da der Mensch in der heutigen Zeit immer mehr in den Lebensraum der Tiere vordringt und sich die Tiere häufiger auch die menschlichen Siedlungsräume als neue Habitate aussuchen, wird der Kontakt zwischen Menschen und Tieren intensiver.
Besonders in ökologischen Diskussionen stehen Zoonosen im Fokus, da sie sowohl für die menschliche Gesundheit als auch für die Umwelt weitreichende Folgen haben.

Was sind Zoonosen?

Als Zoonosen werden Infektionskrankheiten bezeichnet, die von (wildlebenden) Tieren mittels verschiedener Wege auf den Menschen übertragen werden. Zu den Erregern gehören unter anderem Viren, Parasiten, Bakterien und Pilze. Eine der häufigsten Formen der Zoonosen kennen wir alle. Die Zecke infiziert sich bei einem Wildtier mit Borrelien und überträgt die Keime anschließend auf einen Menschen, welcher an der Krankheit Borreliose erkrankt. Durch den engen Kontakt zu Haus- und Wildtieren sind wir Menschen einer Vielzahl an Erregern ausgesetzt, die diese uns prinzipiell mittelbar oder unmittelbar übertragen können.

Die Wissenschaft zählt mittlerweile ungefähr 1500 Mikroorganismen, die auch Menschen infizieren können. [*¹]

Während einige von ihnen direkt zwischen Tier und Mensch übertragen werden, nutzen andere sogenannte Vektoren, um vom Tier auf den Mensch zu wechseln. Das können beispielsweise Zecken oder Stechmücken sein. [*¹]

Was sind Zoonosen
Als Zoonosen werden Infektionskrankheiten bezeichnet, die von (wildlebenden) Tieren mittels verschiedener Wege auf den Menschen übertragen werden – Bild: © Kofi #692663736 – stock.adobe.com

Häufige Zoonosen und ihre Ursachen

Wie bereits erwähnt sind Zoonosen vielfältig und können auf unterschiedlichem Wege übertragen werden. Einige der bekanntesten Zoonosen haben in den letzten Jahrzehnten weltweit für große Aufregung gesorgt:

COVID-19

COVID-19, verursacht durch das Coronavirus SARS-CoV-2, ist eine der bekanntesten Zoonosen der modernen Zeit. Die Krankheit wurde erstmals im Jahr 2019 identifiziert und verbreitete sich schnell zu einer globalen Pandemie. Der Ursprung von COVID-19 wird auf einen Tiermarkt in Wuhan in China zurückgeführt, wo Wildtiere gehandelt wurden.

Wissenschaftler vermuten, dass Fledermäuse das ursprüngliche Reservoir des Virus sind und es über Zwischenwirte wie Schuppentiere auf den Menschen übertragen wurde.

Covid 19 eine der bekanntesten Zoonosen der modernen Zeit
COVID-19, verursacht durch das Coronavirus SARS-CoV-2, ist eine der bekanntesten Zoonosen der modernen Zeit – Bild: © blvdone #392991580 – stock.adobe.com

Tollwut

Tollwut ist eine Form der viralen Zoonose, die durch einen Biss infizierter Tiere übertragen wird. Zu diesen gehören insbesondere Füchse und Fledermäuse, aber auch Hunde und sonstige Haustiere können sich mit anstecken.
Ausgelöst wird die Tollwut durch das Rabiesvirus. Deutschland wird mittlerweile als tollwutfrei erklärt. Trotzdem gibt es nach wie vor Länder, in denen die Tollwut noch nicht ausgerottet wurde und in vereinzelten Fällen vorkommt. Hauptgrund ist der fehlende Zugang zu Impfungen der Tiere.

Vogelgrippe

Die Vogelgrippe, auch als aviäre Influenza bekannt, wird durch verschiedene Influenza-A-Viren verursacht, die hauptsächlich Vögel infizieren. Gelegentlich können diese Viren auf Menschen übertragen werden, insbesondere wenn sie in engem Kontakt mit infizierten Tieren stehen.

Durch die Massentierhaltung von Geflügel können Ausbrüche der Krankheit begünstigt werden, da die Haltungsform das Risiko der Virusverbreitung und auch der Virusmutationen erhöht.

In den USA werden nach und nach Fälle bekannt, die zeigen, dass sich das Vogelgrippevirus auch auf andere Säugetiere wie Kühe übergriff.

Vogelgrippe auch als aviaere Influenza bekannt
Die Vogelgrippe, auch als aviäre Influenza bekannt, wird durch verschiedene Influenza-A-Viren verursacht, die hauptsächlich Vögel infizieren – Bild: © pomchathong007 #211714657 – stock.adobe.com

Borreliose

Borreliose wird durch Bakterien der Gattung Borrelia verursacht und über Zecken auf den Menschen übertragen. Dabei ist die Zecke an sich nicht der Entstehungspunkt des Bakteriums, sondern nimmt dieses über den Biss eines infizierten Wildtieres auf und trägt es dann als Vektor weiter. Vor allem Zecken, die sich in bewaldeten Gebieten und auf Wiesen aufhalten, sind häufig Träger des Bakteriums. Der Klimawandel spielt eine zunehmend wichtige Rolle bei der Verbreitung von Borreliose, da wärmere Temperaturen die Ausbreitung von Zecken begünstigen und die Zeckensaison verlängern.

Ursachen der Zoonosen

Zoonosen gab es schon immer und wird es auch immer geben, solange Mensch und Tier in irgendeiner Form zusammenleben.

Die zunehmende Zerstörung natürlicher Lebensräume durch Landwirtschaft, Urbanisierung und Abholzung führt allerdings dazu, dass Menschen und Tiere immer näher zusammenrücken und auch die Haustiere engerem Kontakt mit Wildtieren ausgesetzt sind.

Dadurch erhöht sich das Risiko und die Wahrscheinlichkeit von Übertragungen erheblich. Darüber hinaus tragen der illegale Wildtierhandel, die Massentierhaltung und die traditionellen Tiermärkte mit mangelnder Hygiene zur Verbreitung von Erregern bei. Auch die Globalisierung und die Tatsache, dass Menschen in der ganzen Welt unterwegs sind, erhöht das Risiko für Ansteckungen und Pandemien, da Krankheiten teilweise innerhalb von Stunden über tausende Kilometer in ein anderes Land und auf einen anderen Kontinent verschleppt werden können.

Ursachen der Zoonosen
Zoonosen gab es schon immer und wird es auch immer geben, solange Mensch und Tier in irgendeiner Form zusammenleben – Bild: © wifesun #779161344 – stock.adobe.com

Zoonosen im Kontext des Klimawandels

Der Klimawandel hat ebenfalls einen enormen Einfluss auf die Übertragung und die Ausbreitung von Zoonosen. Durch die Erderwärmung verändern sich die Lebensräume vieler Tiere, wodurch sie in neue Gebiete vordringen und enger mit dem Menschen in Kontakt kommen. Durch die Veränderungen der klimatischen Lage können zudem Arten in Europa heimisch werden, die hier früher aufgrund der Temperaturen im Winter nicht überlebt hätte. Dazu zählen beispielsweise einige Mückenarten.

Zusätzlich führt der Klimawandel zu einer Destabilisierung von Ökosystemen, was Wildtiere unter Stress setzt. Dieser Stress kann wiederum dazu führen, dass sie anfälliger für Krankheiten werden und häufiger in menschliche Siedlungen eindringen, auf der Suche nach Nahrung oder neuen Lebensräumen.

Lebensmittelbedingte Zoonosen

Auch über Lebensmittel oder über verunreinigtes Trinkwasser können Viren, Pilze und Bakterien übertragen werden. Zu den am meisten anzutreffenden lebensmittelbedingten Zoonosen gehören Salmonellen, Listeria oder E.coli.

Die Kontaminationen können sowohl in der direkten Erzeugung als auch während der Verarbeitung der Lebensmittel auftreten und kommen besonders häufig bei tierischen Produkten vor.

Hauptursachen sind verunreinigtes Tierfutter, unhygienische Verarbeitung oder Fehler in der Zubereitung zuhause. [*²]

Lebensmittelbedingte Zoonosen
Auch über Lebensmittel oder über verunreinigtes Trinkwasser können Viren, Pilze und Bakterien übertragen werden – Bild: © manjurul #535102222 – stock.adobe.com

Prävention und Kontrolle von Zoonosen

Die Prävention von Zoonosen erfolgt insbesondere durch einen ganzheitlichen Ansatz, welcher erkennt, dass Umweltfaktoren, Tiere und Menschen enger denn je miteinander verbunden sind und demnach auch den Schutz all dieser berücksichtigen muss.

Schutzmaßnahmen für Menschen

Eine der effektivsten Maßnahmen zur Vermeidung von Zoonosen ist die Impfung. So gibt es beispielsweise gut etablierte Impfprogramme gegen Tollwut und bestimmte Stämme der Vogelgrippe.

Ebenso wichtig sind Hygienemaßnahmen wie das regelmäßige Händewaschen, der sichere Umgang mit Lebensmitteln und der Schutz vor Insektenstichen, um Vektoren wie Mücken oder Zecken zu vermeiden.

Insbesondere in ländlichen Gebieten sollten Menschen sich vor dem Kontakt mit potenziell infizierten Wild- und Nutztieren schützen.

Durch Impfung Vermeidung von Zoonosen
Eine der effektivsten Maßnahmen zur Vermeidung von Zoonosen ist die Impfung – Bild: © taidundua #924500639 – stock.adobe.com

Nachhaltige Umweltpraktiken

Da die Zerstörung natürlicher Lebensräume maßgeblich zur Entstehung von Zoonosen beiträgt, sind nachhaltige Umweltpraktiken unerlässlich. Dazu gehört der Schutz von Wäldern und Lebensräumen sowie die Förderung der Biodiversität. Je mehr natürlichen Lebensraum wir den Tieren wieder zur Verfügung stellen, desto wenige wird der Kontakt des Menschen mit potenziell infizierten Tieren. Auch das Unterbinden des Wildtierhandels sowie strengere Hygienevorschriften auf Tiermärkten kann zum Schutz vor Übertragungen beitragen.

Internationale Zusammenarbeit und Forschung

Zoonosen machen nicht an Ländergrenzen halt, weshalb eine enge internationale Zusammenarbeit notwendig ist. Organisationen wie die WHO, FAO und OIE arbeiten gemeinsam daran, Frühwarnsysteme für potenzielle Zoonose-Ausbrüche zu entwickeln. Forschung spielt dabei eine entscheidende Rolle, um bessere Überwachungs-, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für zoonotische Krankheiten zu entwickeln.


Quellenangabe:
[*¹] https://www.helmholtz-hzi.de/wissen/wissensportal/zoonosen
[*²] https://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/foodborne-zoonotic-diseases


Autorin: Carina Pfeil