Im Ökosystem leben viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten in einem Lebensraum zusammen. Damit ihr Zusammenleben reibungslos funktioniert, gehen sie unterschiedliche Arten von Beziehungen untereinander ein, die sich sowohl gegenseitig unterstützen, als sich auch gegenseitig konkurrieren können. Dadurch entsteht im Ökosystem ein komplexes Netzwerk dieser Beziehungen, deren Funktionieren einen großen Einfluss auf das Gleichgewicht und die Gesundheit des Ökosystems hat. Betrachtet man die Arten des Zusammenlebens genauer, lassen sich verschiedene Formen und Muster daraus erkennen.

Die Koexistenz

Die Koexistenz beschreibt das Zusammenleben von Individuen meist verschiedener Arten, die unterschiedliche Lebensweisen und Ansprüche an den Lebensraum haben, aber in einem Habitat zusammenleben.

Die Lebewesen leben in der Form der Koexistenz zusammen, ohne dass es dabei zu einer Form der gegenseitigen Verdrängung führt.

Es findet also ein friedliches Nebeneinanderher leben in einem Ökosystem statt. Trotzdem stehen die Arten in ständigen Wechselbeziehungen zueinander. Diese Beziehungen können nochmal in verschiedene Subtypen unterteilt werden:

Koexistenz
Die Koexistenz beschreibt das Zusammenleben von Individuen meist verschiedener Arten, die unterschiedliche Lebensweisen und Ansprüche an den Lebensraum haben, aber in einem Habitat zusammenleben | Fotos: © marinayesina #279911911 – stock.adobe.com

Mutualismus

Mutualismus deklariert eine Form der Koexistenz, bei der beide Arten von der Anwesenheit der jeweils anderen ihren Nutzen ziehen. Mutualismus kann in nahezu allen Ökosystemen beobachtet werden, denn die Individuen gehen durch diese Beziehungen viele Vorteile ein. Beispielsweise profitiert eine Pflanze von der Bestäubung durch die Biene, während die Biene durch die Pflanze Zugang zu Nektar erhält. Somit profitieren beide Arten von der jeweiligen Existenz und den Lebensgewohnheiten der anderen Art.

Die langfristige Stabilität solcher Beziehungen ist für ein Ökosystem von enormer Wichtigkeit. Aufrechterhalten wird sie durch die sogenannte Koevolution, bei der die vorteilhafte Anpassung des einen Organismus an neue Lebensbedingungen ebenfalls die vorteilhafte Anpassung des jeweils anderen Organismus begünstigt.

Mutualismus
Mutualismus deklariert eine Form der Koexistenz, bei der beide Arten von der Anwesenheit der jeweils anderen ihren Nutzen ziehen | Fotos: © uwimages #512055033 – stock.adobe.com

Kommensalismus

Kommensalismus ist ebenfalls eine Form des koexistenten Zusammenlebens. Hierbei profitiert ein Organismus von einem anderen, ohne dass dieser davon profitiert oder geschädigt wird. Der profitierende Organismus wird dabei als Kommensale bezeichnet und erlangt im Ökosystem einen „Wettbewerbsvorteil“, während der Wirt durch die Beziehung weder gewinnt noch verliert.

Kommensalismus kann einseitig sein, wenn der Kommensale mit dem Wirt in Kontakt kommt und davon profitiert. Die Form kann aber auch obligat sein, wenn die Kommensale nicht in der Lage ist, ohne den Wirt zu überleben.

Oftmals kommen die Kommensalen dem Wirt aber trotzdem in indirekter Form zugute, denn durch ihre mutualistischen Verbindungen zu anderen Organismen profitiert auch der Wirt, vor allem in der Weiterentwicklung und in der Anpassung auf neue Gegebenheiten, wieder.

Diese Form der Koexistenz findet sich in nahezu allen Ökosystemen der Erde und ist ein integraler Bestandteil dieser Systeme.

Parasitismus

Eine weitere Form des Zusammenlebens verschiedener Organismen ist der sogenannte Parasitismus. Beim Parasitismus profitiert ein Organismus auf Kosten des anderen. Das heißt, dem Wirt entstehen Nachteile, damit dem Parasit Vorteile entstehen können. Der Parasit nimmt vom Wirt Nährstoffe, Schutz oder andere Ressourcen und schädigt ihn somit nachhaltig.
Parasitismus betrifft viele Arten von Organismen, darunter Bakterien, Pilze, Pflanzen oder auch Tiere.

Die wohl bekannteste Form des Parasitismus sind Würmer, welche den Magen-Darm-Trakt von Tieren befallen oder Pilzkrankheiten, an verschiedenen Pflanzen. Der Grad des Parasitismus kann von leicht bis sehr schwer reichen und hängt natürlich insbesondere davon ab, inwieweit sich der Wirt gegen den Parasiten zur Wehr setzen kann. Trotz seiner negativen Auswirkungen ist auch Parasitismus eine weit verbreitete Form der Koexistenz.

Parasitismus
Eine weitere Form des Zusammenlebens verschiedener Organismen ist der sogenannte Parasitismus | Fotos: © KPixMining #305098890 – stock.adobe.com

Amensalismus

Amensalismus ist eine besondere Form der Koexistenz zwischen zwei Individuen, bei der ein Organismus im negativen Sinne beeinträchtigt wird, während der andere weder positiv oder negativ davon berührt wird. Diese Art der Interaktion verläuft vor allem über die Freisetzung von Stressfaktoren, welche sich auf das Wachstum oder das gesunde Überleben des einen Organismus negativ auswirken. Das auslösende Individuum bleibt dem Ganzen gegenüber neutral gestellt.

Diese Form des Zusammenlebens wird häufig in mikrobiellen Gemeinschaften, also unter Bakterien, beobachtet.

Einige Bakterien geben giftige Substanzen in ihre Umwelt ab, welche für die anderen Stämme hemmend im Wachstum oder der Entwicklung wirken können.

Neutralismus

Von der Form des Neutralismus spricht man, wenn verschiedene Lebewesen in derselben Umgebung existieren, ohne sich gegenseitig zu begünstigen oder zu beeinträchtigen. Die Organismen gehen keinerlei Beziehungen untereinander ein und können sich daher weder schädigen, noch begünstigen. Auch Neutralismus wird in fast allen Ökosystemen der Welt beobachtet und oft als passive Form der Koexistenz verstanden.

Die Symbiose

Die Symbiose ist dadurch gekennzeichnet, dass zwei Organismen verschiedener Arten eine besonders enge Form der gegenseitigen Verbindung über einen längeren Zeitraum hinweg eingehen. In einer Symbiose profitieren beide Individuen maßgeblich voneinander, indem sie ihre Ressourcen teilen oder sich auf andere Art und Weise unterstützen. Symbiosen sind auf der ganzen Welt in vielen verschiedenen Ausprägungen zu finden.

Die wohl bekannteste und auch mitunter als erstes entdeckte Form der Symbiose sind Flechten.

Flechten bestehen aus einem Geflecht von Pilzen und Algen. Die Algen betreiben als „grüne Art“ Fotosynthese und ernähren somit die Pilze. Die Pilze dagegen können große Wassermengen aufnehmen und leiten diese zusammen mit verschiedenen Mineralien an die Algen weiter. Zudem schützen die Pilze die Algen vor Fressfeinden. Somit entsteht ein ständiger Kreislauf zwischen den Lebewesen. Symbiosen sind auch oft dadurch gekennzeichnet, dass die Lebewesen eine so enge Form der Beziehung eingehen, dass sie beim Wegfall des jeweiligen Partners enorme Probleme fürs Überleben bekommen würden.

Konkurrenz

Wenn verschiedene Arten in einem Lebensraum gemeinsam leben, kommt es hinsichtlich unterschiedlicher Faktoren zu einem Konkurrenzverhalten. Meistens geht es dabei um Lebensraum, Nahrung, Wasser oder Brutplätze. Die Konkurrenz kann sich sowohl intraspezifisch, also innerhalb einer Art, als auch innerspezifisch, also zwischen verschiedenen Arten, vollziehen. Konkurrenz kann im schlimmsten Falle zum Rückgang dem Bestand einer Art führen oder diese sogar vollständig ausrotten. Dies ist aber extrem selten, da die Ökosysteme meistens genügend und ausreichend Ressourcen bereitstellen und die schwächere Art sich meistens im Lauf der Zeit auf eine neue ökologische Nische einstellt, um der Konkurrenz langfristig auszuweichen.

Die verschiedenen Formen des Zusammenlebens sind essentiell für das Bestehen und das gesunde Überleben eines Ökosystems. Oftmals werden diese, durch die Natur geregelten Beziehungen, jedoch durch den menschlichen Eingriff so massiv gestört, dass das Ökosystem sein Gleichgewicht nicht mehr selbst herstellen kann. Es ist daher wichtig, dass wir uns bewusst sind, wie unsere Handlungen die Formen des Zusammenlebens beeinflussen können und dass wir uns für den Schutz und Erhalt der Biodiversität einsetzen. Nur so können wir eine nachhaltige Zukunft für uns und für die Natur schaffen.


Autorin: Carina Pfeil