Biodiversität
Die Biodiversität beschreibt die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten und umfasst nicht nur die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten, sondern auch Mikroorganismen und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten sowie die der Ökosysteme, in denen sie leben. Für das Funktionieren der Ökosysteme und das Überleben von Menschen, Tieren und Pflanzen, ist die Biodiversität ein enorm wichtiger Faktor. Trotzdem wird sie zunehmend bedroht – Lebensraumverlust, Klimawandel, Umweltverschmutzung, Flächenversiegelung und Ausbeutung natürlicher Ressourcen. All dies schadet der Biodiversität in hohem, vielleicht teilweise sogar irreversiblem Maße.
Inhaltsverzeichnis
Komponenten der Biodiversität
Biodiversität betrachtet die Vielfalt des Lebens auf verschiedenen Ebenen. Sie sind jeweils eng miteinander verbunden und stellen gemeinsam die Stabilität, Widerstandsfähigkeit und Funktionalität des Ökosystems sicher.
Die genetische Vielfalt bezieht sich auf die Variabilität der Gene innerhalb einer Art und ist entscheidend für das Überleben und die Anpassungsfähigkeit der Art an veränderte Lebensbedingungen. Nur Arten, die ihre ökologischen Nischen immer wieder erweitern oder neu ausrichten können, sind langfristig überlebensfähig.
Ein hoher Grad an genetischer Vielfalt erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass zumindest einige Individuen einer Population unter neuen Bedingungen überleben und sich fortpflanzen.
Die Artenvielfalt beschreibt die Vielfalt unterschiedlicher Arten, die in einem Gebiet leben. Eine hohe Artenvielfalt zeugt immer von einem gesunden Ökosystem, welches seinen „Bewohnern“ ausreichend Ökosystemdienstleistungen wie beispielsweise Nahrung bereitstellen kann. Zudem steigt mit dem Artenreichtum auch die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems, da der Ausfall einer Art durch die Funktionen anderer Arten kompensiert werden kann.
Die große Auswahl an Lebensräumen, Biotopen und Ökosystemen, die auf der Erde existieren, zeigen die Ökosystemvielfalt unseres Planeten. Durch sie wird eine breite Palette von Lebensformen und ökologischen Interaktionen ermöglicht, die nicht nur zur Stabilität und Funktionalität des gesamten Planeten, sondern auch zur Regulation des Klimas oder zur Wasserversorgung beitragen.
Bedrohungen für die Biodiversität
Durch die Lebensweisen des Menschen wird die Biodiversität enorm bedroht. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzorganisation sind mittlerweile knapp 97.000 Arten gelistet, wovon fast 30.000 vom Aussterben bedroht sind. Jedes Jahr sterben bis zu hundertmal mehr Arten aus, als es ohne menschlichen Einfluss der Fall wäre. Fast 60 Prozent unserer Ökosysteme haben sich in ihrem Gesundheitszustand verschlechtert.
Als Hauptfaktoren für die rapide Verschlechterung der Ökosysteme und ihrer Bewohner wird der Mensch mit seinem schädlichen und ausbeuterischen Lebensstil angesehen.
Urbane Expansion, Umwandelung von Wäldern in landwirtschaftliche Monokulturen oder Siedlungs- und Verkehrsfläche sowie der Bau von Infrastrukturen sorgen für enorme Verluste und Zerschneidungen von Lebensräumen. Diese Veränderungen reduzieren nicht nur die für die Arten verfügbare Flächen, sondern zerstückeln die verbleibenden Habitate in isolierte Fragmente. So werden die Wanderungs- und Fortpflanzungsmöglichkeiten unzähliger Arten eingeschränkt.
Durch die Veränderungsmuster in der Temperatur und des Niederschlages verschieben viele Arten ihre geografischen Verbreitungsgebiete. Arten, die aufgrund ihrer geringen ökologischen Toleranz und ihrer speziellen ökologischen Nische dazu nicht ohne Weiteres in der Lage sind oder nicht schnell genug migrieren bzw. sich anpassen können, sind davon besonders gefährdet. Gleichzeitig entstehen durch die Wanderungsbewegungen der Arten sogenannte invasive Arten. Diese sind in ihrem neuen Habitat nicht heimisch, können sich aber durch ihren breiten Toleranzbereich innerhalb kürzester Zeit in dem neuen Gebiet einleben. Dort stören sie jedoch das Gleichgewicht der heimischen Arten, in dem sie beispielsweise den Lebensraum oder die Nahrung einer heimischen Art beanspruchen. Zudem werden viele Populationen durch intensive Landwirtschaft, Fischerei, Forstwirtschaft und Jagd gefährdet und reduziert. Der illegale Handel mit Wildtieren und Pflanzen trägt ebenfalls erheblich zum Rückgang bedrohter Arten bei.
Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität
Für das Wohlergehen unseres Planeten und die Sicherung einer lebenswerten Zukunft für nachfolgende Generationen ist der Schutz der Biodiversität unumgänglich. Die Vielfalt des Lebens bietet essentielle ökologische, wirtschaftliche und kulturelle Dienstleistungen, die das menschliche Leben in vielerlei Hinsicht unterstützen.
Als eine der wirksamsten Maßnahmen hat sich die Ausweisung von Schutzgebieten herausgestellt. Nationalparks, Naturschutzgebiete und andere geschützte Gebiete bieten sicheren Lebensraum für zahlreiche Arten und ermöglichen die Erhaltung wichtiger Ökosysteme. In den Schutzgebieten gelten strenge Regeln, welche Nutzungen dort erlaubt sind und welche nicht. Zudem sind in Deutschland die Schutzgebiete nach ihrem Zweck und Schutzgrad abgestuft, sodass in Gebieten mit geringer Schutzwirkung mehr Nutzungen erlaubt sind als in solchen, mit hohem Schutzgrad. Zudem hat die EU mit der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) ein europäisch zusammenhängendes Netz an Schutzgebieten geschaffen, um vor allem den Biotopverbund zu stärken, Schutzgebiete zu vernetzen und den Arten Wanderungsmöglichkeiten zu geben. Für die FFH-Gebiete gibt es einheitliche Regeln, die für jeden Mitgliedstaat gleich sind. Ebenso hat die Europäische Union ebenso entsprechende Vogelschutzgebiete ausgewiesen.
Die Umstellung auf nachhaltige landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Praktiken ist entscheidend für den Schutz der Biodiversität. Gemeint sind damit umweltfreundliche Anbaumethoden, eine Rückkehr zu genetisch unverändertem Saatgut und die Minimierung von Pestiziden und Düngemitteln. Zudem müssen Monokulturen vermieden oder reduziert werden und die landwirtschaftlichen Felder stattdessen mit Heckenstreifen als Trennung aufgewertet werden. In der Forstwirtschaft sollten nachhaltige Bewirtschaftungspläne implementiert werden, die auf selektiven Einschlag und die Wiederaufforstung von abgeholzten Flächen setzen.
Während gezielter Renaturierungsmaßnahmen werden zerstörte oder beeinträchtigte Ökosysteme in ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Durch die Wiederherstellung dieser Lebensräume können die natürlichen Prozesse und die biologische Vielfalt wiederhergestellt werden, was zur Erholung der betroffenen Ökosysteme beiträgt. Neben den praktischen Maßnahmen spielt vor allem auch die politische Haltung und das Engagement der Bürger eine tragende Rolle. Gesetze und Verordnungen steuern das Verhalten einzelner Akteure und können so zu einem aktiven Schutz der Biodiversität beitragen. Zudem wichtig ist, dass gewisse Standards und Richtlinien international festgelegt werden, um die positive Wirkung der Schutzmaßnahmen zu potenzieren und einen globalen Rahmen für mehr Naturschutz und Zusammenarbeit der Länder zu ermöglichen. Durch Bildungsprogramme und Öffentlichkeitsarbeit können Menschen über die Bedeutung der Biodiversität und die Bedrohungen, denen sie ausgesetzt ist, informiert werden. So kann das Bewusstsein erhöht und eine Verhaltensänderung des Einzelnen erreicht werden.
Autorin: Carina Pfeil