Artenschutz
Wir Menschen brauchen immer mehr Platz auf der Erde. Durch unsere Lebensweise, unser rapides Bevölkerungswachstum und den Abbau wichtiger Ressourcen werden die Lebensräume zehntausender Tier- und Pflanzenarten systematisch verkleinert oder gar zerstört.
Dadurch liegt die natürliche Aussterberate um das 100-1000fache höher, als sie es ohne menschliches Zutun wäre.
Inhaltsverzeichnis
Warum sind so viele Tier- und Pflanzenarten bedroht?
Mittlerweile gelten ca. 44.000 Arten weltweit als vom Aussterben bedroht. Die Zahl der bedrohten Arten ist mit einer Million Tier- und Pflanzenarten sogar noch um ein Vielfaches höher. Die Ursachen solcher schwindelerregender Raten sind vielfältig und verstärken sich oft gegenseitig.
Als größte Bedrohung für die Artenvielfalt kann aber nach wie vor die Zerstörung der natürlichen Lebensräume und somit auch die Beeinträchtigung der Funktionalität der Ökosysteme angesehen werden. Durch Entwaldung, landwirtschaftliche Expansion und Urbanisierung werden Habitate zerschnitten oder zerstört. Tiere und Pflanzen finden also nicht mehr ihre optimalen Lebensbedingungen vor.
Auch der Klimawandel mit seinen Extremwetterereignissen schlägt hier zu Buche.
Viele Arten können sich nicht oder nicht schnell genug an die Veränderungen anpassen. Besonders betroffen sind hier Korallenriffe, Polare und alpine Regionen sowie die Ozeane mit ihren empfindlichen maritimen Gleichgewichten.
Durch Überfischung, Abholzung von Wäldern und dem Abbau von Ressourcen bedroht der Mensch zudem weiter die Populationsgrößen der jeweiligen Arten. Dies geschieht ebenso, wenn der Mensch „fremde Arten“ in einen Lebensraum einbringt und beispielsweise exotische Pflanzen von einer Urlaubsreise mit nach Hause bringt. Oftmals handelt es sich hierbei um sogenannte invasive Arten. Sie verdrängen die heimische Flora und Fauna, indem sie Nahrung oder Lebensraum beanspruchen oder neuartige Krankheiten im Gepäck haben. Zudem sind die Arten oft äußerst tolerant gegenüber ihrem Lebensraum und setzen sich so gegenüber heimischen Arten mit engerer Toleranz durch.
Welche Auswirkungen hat das Artensterben auf den Menschen?
Die weitreichenden Auswirkungen des Artensterbens auf den Menschen werden nicht selten völlig unterschätzt. Viele Tiere und Pflanzen sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Ernährung und stellen eine konstante Verfügbarkeit von Nahrung sicher. Beispielsweise hätte das Aussterben der Biene einen enormen Einfluss auf die Produktion von Obst und Gemüse. Auch Medikamente werden seit Tausenden von Jahren mithilfe von Pflanzenextrakten gewonnen. Eine Reduktion dieser Arten sorgt also nicht nur für Rohstoffprobleme, sondern verhindert auch die Entdeckung neuer Arzneistoffe. Veränderungen und Ungleichgewichte in Tierpopulationen können zudem zur Verbreitung zoonotischer Krankheiten beitragen und im schlimmsten Falle zu weltweiten Pandemien führen.
Zudem leben Ökosysteme von ihrem Gleichgewicht innerhalb der Arten. Ohne dieses geraten die Funktionen der Ökosysteme aus ihrer Balance und sie sind nicht mehr in der Lage, die, für den Menschen lebensnotwendigen, Ökosystemdienstleistungen bereitzustellen.
Was ist Artenschutz?
Artenschutz bezieht sich auf den Schutz, die Erhaltung, Pflege und Wiederherstellung wild lebender Tier- und Pflanzenarten durch den Menschen. Der Artenschutz unterscheidet sich vom Tierschutz, bei welchem das einzelne Tier geschützt wird, insofern, dass er sich auf wild lebende Spezies und in der Regel auf größere Gruppen oder ganze Populationen konzentriert.
Das Ziel besteht nicht darin, möglichst viele Individuen in einer Population zu haben, sondern ein Gleichgewicht aller Arten herzustellen.
Die Rote Liste der gefährdeten Arten
Die Rote Liste der gefährdeten Arten der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) beinhaltet und veröffentlicht alle Arten, die vom Aussterben bedroht oder im schlimmsten Falle bereits ausgestorben sind. Neben dieser weltweit gültigen Liste veröffentlichen die einzelnen Staaten sowie auch Bundesländer oder Naturschutzverbände eigene Rote Listen. Verwendet werden sie vor allem als wissenschaftliche Gutachten und geben Gesetzgebern, Politik, Behörden und Planungsträgern wichtige Informationen rund um die aktuelle Artengesundheit an die Hand. Rechtswirksam sind sie allerdings nur in einigen wenigen Staaten.
Innerhalb der Roten Liste werden die Arten in unterschiedliche Kategorien unterteilt:
- 0 = Ausgestorben / verschollen
- 1 = Vom Aussterben bedroht (extrem hohes Aussterberisiko)
- 2 = stark gefährdet (sehr hohes Aussterberisiko)
- 3 = Gefährdet (hohes Aussterberisiko)
- G = Gefährdung mit unbekanntem Ausmaß
- R = Extrem selten
- D = Daten unzureichend
- V = Vorwarnliste (Arten, die ohne Gegenmaßnahmen bald gefährdet sein könnten)
- * = Ungefährdet
- ♦ = nicht bewertet
Die Kriterien, die der Einteilung von Arten in die jeweilige Kategorie zugrunde liegen, setzen sich aus der Populationsgröße und deren Veränderungstrend, dem Verbreitungsgebiet und dessen Zerschneidung sowie aus einer quantitativen Analyse zusammen. Gesammelt werden die Daten beispielsweise während wissenschaftlicher Studien, Feldforschungen und dank Beiträgen von Naturschutzorganisationen.
Schutzmaßnahmen
Artenschutz kann in vielerlei Hinsichten betrieben werden. Durch die Ausweisung von Schutzgebieten an Land und im Wasser werden Lebensräume vor schädlichen Eingriffen und diversen menschlichen Aktivitäten geschützt. So kann sich der Raum ohne Fragmentierung sein natürliches Gleichgewicht aufbauen und als wertvoller Lebensraum für den Artenschutz dienen. Auch die in Deutschland gesetzlich verankerten Störungs-, Zerstörungs- und Tötungsverbote des §44 Bundesnaturschutzgesetz sorgen dafür, dass bedrohte Tierarten in ihren Lebensräumen und insbesondere während der Brut nicht gestört, gefährdet oder gar getötet werden.
Durch Zuchtprogramme und Wiederansiedlungen werden bedrohte Populationen langsam und kontinuierlich wieder aufgebaut und stabilisiert, um die genetische Vielfalt zu fördern.
Weitere Maßnahmen, die bedrohten Tier- und Pflanzenarten zugutekommen, beziehen sich essenziell auf einen sorgsamen Umgang mit der Natur. Nachhaltige, extensive Landwirtschaft ohne den Einsatz schädlicher Dünge- und Pflanzenschutzmittel trägt zum Bodenschutz bei; durch die Einführung von Schonzeiten wird Überfischung verhindert und auch der Tourismus sollte zum Schutz der Landschaft schonender gestaltet werden. Hierbei stellt vor allem die Herstellung touristischer Infrastruktur (beispielsweise asphaltierte Wanderwege im Wald) eine Beeinträchtigung für dort lebende Arten dar.
Schlussendlich kann jeder einzelne im eigenen Alltag etwas für den Artenschutz tun. Ein bewusster Umgang mit Ressourcen und Rohstoffen, eine pflanzenbasierte Ernährung oder das Zurücklegen von Wegen mit dem Fahrrad oder zu Fuß; alle Maßnahmen, die der Umwelt helfen, helfen auch gleichzeitig bedrohten Tier- und Pflanzenarten.
Autorin: Carina Pfeil