Die Landschaftsökologie gilt als komplexes, aber überaus spannendes Fachgebiet und beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen Landschaften und ökologischen Prozessen. Vor allem durch die vielfältigen Eingriffe des Menschen in die natürlichen Lebensräume gewinnt das Fachgebiet immer mehr an gesamtgesellschaftlicher Bedeutung.

Was ist eine Landschaft?

Der Begriff der Landschaft wird in zwei Hinsichten verstanden. Zum einen beschreibt das Wort das Erleben einer bestimmten Gegend, welche insbesondere durch Kultur, bestimmte Naturmerkmale und subjektives Empfinden charakterisiert wird. Zum anderen gibt es die geografische Betrachtung einer Landschaft, die ein Gebiet beschreibt, welches sich durch seine naturwissenschaftlichen Merkmale und geografischen Gegebenheiten von anderen und benachbarten Gebieten abgrenzt.

Da es keine wirklich festgeschriebene Definition des Landschaftsbegriffes gibt, kann er in vielerlei Hinsichten verwendet werden und kommt neben geografischen und kulturellen Zwecken auch in der Ökonomie, in der Politik oder in der Philosophie zum Einsatz.

Klar abgegrenzt werden muss der Begriff der Landschaft aber vom Begriff der Natur. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden diese beiden gerne synonym verwendet. Oftmals ist dies auch nicht direkt falsch, da dann meistens mit „der Landschaft“ ein Raum gemeint ist, welcher von Natur geprägt ist. Trotzdem existieren auch Landschaften, die wenig mit Natur zu tun haben, denn auch im urbanen Kontext spricht man beispielsweise von einer Landschaft (der sogenannten Stadtlandschaft).

Landschaftsökologie
Die Landschaftsökologie gilt als komplexes, aber überaus spannendes Fachgebiet und beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen Landschaften und ökologischen Prozessen – Bild: © Leonid Tit #50134069 – stock.adobe.com

Was ist Landschaftsökologie?

Die Landschaftsökologie gehört zu den Geowissenschaften und beschäftigt sich mit den wechselseitigen Wirkungen zwischen den Gemeinschaften von Menschen, Tier- und Pflanzenarten und den Umweltbedingungen. Diese Betrachtungen stellen die Landschaftsökologie auf einer räumlichen Ebene – also innerhalb einer Landschaft – an. Dabei steht die räumliche Anordnung und Verteilung von Landschaftselementen, wie Wäldern, Wiesen, Gewässern und urbanen Flächen, im Mittelpunkt. Diese Elemente interagieren miteinander und beeinflussen die Biodiversität, die Ausbreitung von Arten und die Funktionalität von Ökosystemen.

Landschaftsökologie gehört zu den Geowissenschaften
Die Landschaftsökologie gehört zu den Geowissenschaften und beschäftigt sich mit den wechselseitigen Wirkungen zwischen den Gemeinschaften von Menschen, Tier- und Pflanzenarten und den Umweltbedingungen – Bild: © dzmitrock87 #280363678 – stock.adobe.com

Geschichte der Landschaftsökologie

Auch wenn die Geschichte der Landschaftsökologie als Wissenschafts- und Forschungsfeld relativ jung ist, reichen ihre Wurzeln bis ins 19. Jahrhundert zurück. Erste Ansätze, die Wechselwirkungen zwischen Landschaften und ökologischen Prozessen zu untersuchen, lassen sich in der Arbeit von Naturwissenschaftlern wie Alexander von Humboldt finden. Dieser erkannte frühzeitig die Bedeutung der räumlichen Verteilung von Pflanzen und Tieren und die Verbindung dieser zu den Umweltelementen.

Der Begriff der Landschaftsökologie wurde erstmals vom deutschen Biologen Carl Troll im Jahr 1939 geprägt.

Sein interdisziplinärer Ansatz aus ökologischen und geografischen Ansätzen legte den Grundstein für die Entwicklung der Landschaftsökologie. Der hohe Verlust verschiedenster Tier- und Pflanzenarten sowie die merkliche Zerschneidung von Landschafts- und Lebensräumen durch die menschlichen Aktivitäten rückten die Landschaftsökologie in den 1980er Jahren verstärkter ins allgemeine Bewusstsein. Die Entwicklung von geographischen Informationssystemen (GIS) und anderen Fernerkundungstechnologien ermöglichte es Forschern, großflächige Landschaften detailliert zu analysieren und Modelle zu erstellen, die ökologische Prozesse besser verstehen und vorhersagen konnten.

Seither hat sich die Landschaftsökologie zu einem absolut zentralen Bereich in den Umwelt- und Geowissenschaften entwickelt. Das dynamische Forschungsfeld greift stets neue Fragestellungen und Herausforderungen auf und versucht diese bestmöglich im Einklang zwischen Mensch und Natur zu lösen. Mittlerweile ist die Landschaftsplanung und die Landschaftsökologie nicht nur in der Raumplanung verankert, sondern stellt an einigen Universitäten in Deutschland auch einen eigenen Studiengang mit einem vielfältigen und interdisziplinären Ausbildungsangebot dar.

Methoden und Ansätze in der Landschaftsökologie

Um die komplexen Beziehungen und Wechselwirkungen der Landschaften zu analysieren, bedient sich die Landschaftsökologie einer Vielzahl interdisziplinärer Methoden und verbindet geografische, ökologische und technologische Ansätze.
Zu den wichtigsten Methoden gehören die Verwendung von geographischen Informationssystemen (GIS), die Analyse der Landschaftsstruktur sowie Modellsimulationen.

Methoden und Ansätze in der Landschaftsökologie
Um die komplexen Beziehungen und Wechselwirkungen der Landschaften zu analysieren, bedient sich die Landschaftsökologie einer Vielzahl interdisziplinärer Methoden und verbindet geografische, ökologische und technologische Ansätze – Bild: © Mike Mareen #266269112 – stock.adobe.com

Geografische Informationssysteme (GIS) und Fernerkundung

Geografische Informationssysteme (beispielsweise QGIS oder ArcGis) gehören zu den zentralen Werkzeugen der Landschaftsökologie. Mit ihnen werden nicht nur Strukturen in der Landschaft erfasst und räumliche Daten gesammelt, sondern diese auch direkt visualisiert und grafisch dargestellt. GIS-Systeme ermöglichen es, Landschaften verschiedenster Maßstabsebenen zu untersuchen. Durch die Integration von Daten aus verschiedenen Quellen, wie Satellitenbildern, Luftaufnahmen und Bodenuntersuchungen, können die räumliche Verteilung von Vegetation, die Lage von Siedlungen und Städten oder auch das Relief und die Höhenunterschiede deutlich gemacht werden.

Die Fernerkundung arbeitet mit Satellitenbildern oder Drohnenaufnahmen. So können Landschaften großflächig aufgenommen und die Veränderungen im Laufe der Zeit dokumentiert werden. Dies ist besonders hilfreich, um die Auswirkungen verschiedenster Trends wie beispielsweise Klimawandel, Urbanisierung oder Landnutzungsänderungen aufzuzeigen.

Analyse der Landschaftsstruktur

Eine Landschaft setzt sich immer aus ihren verschiedenen einzelnen Elementen zusammen.

Wie sie zueinander angeordnet sind und miteinander arbeiten, macht schlussendlich den Charakter der Landschaft aus.

Bei der Analyse der Landschaftsstruktur werden die zentralen Landschaftsbestandteile wie Wälder, Felder, Wasserflächen oder Siedlungen im räumlichen Kontext zueinander betrachtet und die ökologischen Prozesse untersucht und bewertet. So können unter anderem Rückschlüsse auf funktionale Beziehungen geschlossen werden.

Modellsimulationen

Modellsimulationen simulieren komplexe ökologische Prozesse und sind so in der Lage, verschiedene potenziell zukünftige Gegebenheiten zu visualisieren. Landschaftsökologen verwenden Modelle, um beispielsweise zu verstehen, wie sich Landschaftsveränderungen auf die Verbreitung von Arten oder die Funktion von Ökosystemen auswirken könnten.
Diese Modelle basieren oft auf empirischen Daten und ermöglichen es, verschiedene Einflussfaktoren wie Klima, Bodenbeschaffenheit und menschliche Aktivitäten zu variieren, um ihre Auswirkungen auf die Landschaft und ihre ökologischen Funktionen zu analysieren.

Modellsimulationen simulieren komplexe ökologische Prozesse
Modellsimulationen simulieren komplexe ökologische Prozesse und sind so in der Lage, verschiedene potenziell zukünftige Gegebenheiten zu visualisieren – Bild: © vectorfusionart #907206866 – stock.adobe.com

Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Mittlerweile steht die Landschaftsökologie vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die sowohl aus den zunehmenden menschlichen Einflüssen auf die natürlichen Ökosysteme als auch aus den globalen Veränderungen resultieren, die unter anderem durch den Klimawandel verursacht werden.

Als eine der größten Herausforderungen für die Landschaftsökologie stellt sich die Fragmentierung von Lebensräumen dar. Durch Urbanisierung, landwirtschaftliche Intensivierung und den Ausbau von Infrastrukturen werden natürliche Landschaften zunehmend in isolierte „Flecken“ zerschnitten. Somit zerschneiden sich auch die Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten, was insbesondere den Tierarten mit ausgeprägterem Wanderungsverhalten Probleme bereitet. Gefahren bestehen in einer Reduktion der genetischen Vielfalt und einer erhöhten Anfälligkeit von Ökosystemen gegenüber Stressfaktoren wie dem Klimawandel.

Ein weiteres Problem ist die Landnutzungsänderung, die durch den wachsenden Bedarf an landwirtschaftlichen Flächen, Siedlungsgebieten und Rohstoffen vorangetrieben wird. Diese Veränderungen führen zu einem Verlust an Biodiversität und einer Abnahme der Ökosystemdienstleistungen, wie z.B. der Bodenfruchtbarkeit, der Wasserreinigung und der Klimaregulation.

Trotz der vielen Herausforderungen bieten sich in der Landschaftsökologie auch zahlreiche, durchaus positive Zukunftstendenzen. Insbesondere die technischen Innovationen wie beispielsweise die fortschreitende Entwicklung von GIS-Systemen ermöglichen es, Landschaften in bisher nie da gewesener Präzision zu analysieren. So können unter anderem Echtzeitveränderungen in der Landschaftsdynamik erfasst und so eine proaktive Planung ermöglicht werden.

Darüber hinaus gewinnt die Landschaftsökologie im gesamtgesellschaftlichen Kontext mehr und mehr an Bedeutung. Der Wert der Landschaft, sei es im kulturellen, ökologischen oder touristischen Sinne, wird wieder mehr wertgeschätzt und als wichtige Quelle für Erholung, Freizeit und soziale Treffpunkte angesehen. Ebenso erhält die Landschaft als Anker für die eigene persönliche Identität (Stichwort: Heimatgefühl und Regionszugehörigkeit) wieder mehr Wertschätzung.


Autorin: Carina Pfeil