Alleine in Deutschland wurden im Jahr 2021 fast 20 Millionen Gebäude gezählt, nur was die Wohngebäude angeht. Würde man alle weiteren Gebäude hinzurechnen, käme man auf eine sehr viel höhere Zahl. Gebäude sind die wichtigste Komponente der bebauten Umwelt und bieten uns Menschen den Komfort vieler verschiedener Nutzungen.
Vom Wohnen, über Arbeiten, medizinischen Versorgungen bis hin zu Freizeitaktivitäten. Nahezu alles findet in einem Gebäude statt.

Ökologische Probleme in der Baubranche

Bauen, Wohnen und die generelle Nutzung von Gebäuden sind jedoch noch sehr CO2 intensiv und daher aktuell alles andere als umweltfreundlich. 38% der globalen CO2-Emissionen entstehen im Sektor der Bau- und Gebäudewirtschaft. Weitere 8% der globalen Treibhausgasemissionen stammen aus der Zementindustrie und 55% der globalen Elektrizitätsnutzungen entstehen beim Betreiben von Gebäuden. Diese Zahlen verdeutlichen nur zu gut, welch großen Einfluss die Gebäudewirtschaft und die Nutzung von Gebäuden auf die Erderwärmung und das Klima hat.

Der hohe Energieverbrauch der Gebäude aufgrund von Heizung, Klimaanlagen, Beleuchtungen und Elektronik wird in Zukunft signifikant sinken müssen, um das Thema Wohnen nachhaltiger gestalten zu können.

Insbesondere ältere Gebäude sind in ihrer Energiebilanz meistens ineffizient und verbrauchen mehr Energie als nötig. Dies ist nicht nur schlecht für die Nachhaltigkeit im Bereich der Ressourceneinsparung, sondern setzt natürlich auch wesentlich mehr Treibhausgasemissionen frei. Auch bei Bau sind Gebäude aktuell alles andere als ökologisch. Um Gebäude errichten zu können, bedarf es einer Vielzahl an Materialien und Rohstoffen. Dazu gehören beispielsweise Holz, Stahl, Beton und Glas. Der Abbau und die Verarbeitung dieser erfordert viel Energie, trägt zur Zerstörung von Landschaften und Lebensräumen bei und erhöht so die negative Umweltbilanz von Bauwerken. Bei älteren Gebäuden besteht zudem noch die Gefahr, dass in ihnen noch Chemikalien und Schadstoffe verarbeitet sind. Zu nennen wären hier vor allem Asbest, Blei und Formaldehyd, die nicht nur die Gesundheit der Bewohner schädigen, sondern auch die Umwelt beeinträchtigen können. Werden alte Gebäude generalsaniert oder gar abgerissen, können diese Schadstoffe freigesetzt werden und zu erheblichen Belastungen der lokalen Umwelt sowie der Menschen führen.

Für eine nachhaltige Zukunft unserer Städte und Kommunen ist es daher wichtig, Bauwerke mit verschiedenen Mitteln und Wegen ökologischer und klimaverträglicher zu gestalten.
Dafür gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, die zum Teil sogar in Eigenregie durchgeführt werden können:

Ökologische Gebäude
Für eine nachhaltige Zukunft unserer Städte und Kommunen ist es daher wichtig, Bauwerke mit verschiedenen Mitteln und Wegen ökologischer und klimaverträglicher zu gestalten | Fotos: © Balazs #361174123 – stock.adobe.com

Erneuerbare Energie nutzen

Der mitunter einfachste Weg ein Bestandsgebäude ökologischer zu gestalten, ist die Nutzung von erneuerbaren Energie für Strom, Heizung und Klimaanlage. Zu nennen wären da natürlich vor allem Photovoltaikanlagen und Sonnenkollektoren auf dem Dach. Die Energie der Sonne steht in den immer heißer werdenden Sommern vielfältig zur Verfügung und hilft auch, die Strom- und Energiekosten des gesamten Haushaltes nachhaltig zu verbessern.
Das Nutzen grüner Energie hilft nachweislich, die Treibhausgasemissionen zu verringern und somit die Ökobilanz des Gebäudes deutlich zu verbessern.

Erneuerbare Energie nutzen
Der mitunter einfachste Weg ein Bestandsgebäude ökologischer zu gestalten, ist die Nutzung von erneuerbaren Energie für Strom, Heizung und Klimaanlage | Fotos: © Robert Poorten #559559725 – stock.adobe.com

Energetische Sanierung

Neben der Nutzung von erneuerbaren Energien ist die energetische Sanierung ebenfalls ein wichtiger Aspekt, um Energie auch effizient nutzen zu können. Vor allem ältere Gebäude sollten einer energetischen Sanierung unterzogen werden. Dazu gehören insbesondere Arbeitsschritte wie die Neudämmung von Dach und Fassaden, der Austausch der Fenster und die Wartung beziehungsweise Neuanschaffung einer energieeffizienten Heizungsanlage. Da diese Renovierungsarbeiten allesamt äußerst kostspielig sind, lohnt es sich immer, bei der KfW, der Kreditanstalt für Wiederaufbau, nach eventuellen Fördermöglichkeiten zu fragen.

Einige Städte und Kommunen sind auch Teil der Städtebauförderung und haben Integrierte Energetische Quartierskonzepte und Sanierungsgebiete ausgearbeitet.

Hierfür lohnt es sich immer, bei der Kreisverwaltung oder auf der Verbandsgemeinde einmal nachzufragen. Die Mitarbeiter dort beraten gerne rund um die energetische Sanierung.

Fassadenbegrünung

Die Fassadenbegrünung ist ein noch relativ neues Konzept zur Verbesserung der Ökobilanz von Gebäuden und zur Erleichterung des lokalen Stadtklimas. In Deutschland sieht man noch recht wenige Häuser mit Fassadenbegrünung. Die Wirkung dieser ist allerdings nicht zu leugnen. Unterscheiden lässt sich die Fassadenbegrünung nochmal in bodengebundene und wandgebundene Systeme. Bei der bodengebundenen Fassadenbegrünung wachsen die Pflanzen aus dem Erdreich an der Fassade hoch und brauchen dafür an der Gebäudewand eine ausreichend große Fläche als Wurzelraum. Bei der wandgebundenen Fassadenbegrünung werden an der Hauswand Substratträger angebracht, aus welchen die Pflanzen wachsen.

Die Fassadenbegrünung hat einen großen ökologischen Mehrwert für das Gebäude, das umliegende lokale Mikroklima und die Artenvielfalt in der Stadt. Das Blattwerk der Pflanzen sorgt für eine Verschattung der Gebäudewand und die, zwischen Pflanzen und Hauswand gebildete, Luftschicht sorgt gemeinsam mit der Evapotranspiration (Verdunstung) der Pflanzen für eine kühlende Wirkung auf das Gebäude. Die Pflanzen schützen die Hauswand vor direkter Sonneneinstrahlung und wirken so dem Aufheizen entgegen. Dies erhöht den thermischen Komfort in den Räume des Gebäudes. Begrünte Fassaden schirmen zudem Lärm ab und können die lufthygienische Situation vor Ort verbessern. Auch als Lebensraum für Pflanzen und Tiere ist die Fassadenbegrünung gut und hilft damit sogar dem Artenschutz.

Fassadenbegrünung
Die Fassadenbegrünung ist ein noch relativ neues Konzept zur Verbesserung der Ökobilanz von Gebäuden und zur Erleichterung des lokalen Stadtklimas | Fotos: © Kara #25548018 – stock.adobe.com

Dachbegrünung

Auch die Dachbegrünung ist eine nachhaltige Methode zur Verbesserung der Gebäudeökologie und des Stadtklimas. Sie wirkt nicht nur luftreinigend, sondern hilft auch aktiv gegen die Bildung städtischer Wärmeinseln, da die Begrünung mit ihrer Verdunstungskälte und der Verschattung von Gebäudedächern die Hitzebildung direkt am Gebäude reduziert.

Dachbegrünung hat auch einige Vorteile für den städtischen Wasserhaushalt.

Die Pflanzen nehmen einen Teil des Niederschlagswassers auf. Dieses fließt dann nicht über die Dachrinnen in die Kanalisation. So kann vor allem bei ergiebigen Regengüssen die Kanalisation geschont und Abflussspitzen verhindert werden. Die Dachbegrünung bietet aber auch für das Gebäude selbst eine Menge Vorteile. Die Vegetation auf dem Dach fungiert als zusätzliche Schicht und schützt das Dach so vor Witterungseinflüssen. Zudem steigt so die Energieeffizienz, da die Pflanzen die Dämmwirkung erhöhen und somit aktiv helfen, den Energieverbrauch für Heizung und Kühlung zu reduzieren.

Ökologischer Vorgarten

Nicht zuletzt wirkt sich nicht nur das Gebäude an sich, sondern auch die Umwelt um das Gebäude herum auf die Ökobilanz aus. Daher sollte immer darauf geachtet werden, die Flächen um das Gebäude herum zu begrünen und möglichst ökologisch zu halten.
Bäume bieten dabei einen hervorragenden Mehrwert für die lokale Umwelt und werfen Schatten auf die Bauwerke, die gegen Überhitzung dieser helfen. Aber auch Hecken oder Staudenpflanzen sowie verschiedenen Gräserarten, die einen Beitrag zum Artenschutz leisten, helfen mit die Bereiche Bauen und Wohnen etwas nachhaltiger zu gestalten.

Ökologischer Vorgarten
Nicht zuletzt wirkt sich nicht nur das Gebäude an sich, sondern auch die Umwelt um das Gebäude herum auf die Ökobilanz aus | Fotos: © Ingo Bartussek #40096088 – stock.adobe.com

Die richtige Einrichtung

Auch im Haus selbst kann auf Nachhaltigkeit gesetzt werden. Insbesondere beim Holz für die Möbel oder diverse Bauarbeiten kann auf nachhaltige Produkte aus zertifizierter Waldwirtschaft zurückgegriffen werden. Auch Holz aus der Region mindert den ökologischen Fußabdruck. Bei Farb- und Streicharbeiten kann mit umweltfreundlicher Farbe gearbeitet werden.

Mittlerweile existieren sogar Fassadenfarben, welche spezielle Partikel beinhalten, die das einfallende Sonnenlicht stärker reflektieren und somit dafür sorgen, dass sich die Gebäudehülle im Sommer weniger aufheizt.

Diese nennen sich treffenderweise „Cool Colors.“ Ebenfalls sollten bei der Wahl der Fassadenfarbe am besten Farbtöne mit einem Hellbezugswert über 60 gewählt werden, da helle Farben sich weniger schnell erhitzen als Dunkle. Bei der Wahl der Dach- und Fassadenfarbe jedoch immer der lokale Bebauungsplan zu beachten. Oftmals sind hier Farbtöne oder Hellbezugswerte vorgegeben, an die sich gehalten werden muss. Einfach drauf los streichen, kann unter Umständen zu Ärger führen.

Fazit

Mit dem Befolgen einer wichtiger Tipps kann jeder bei seinen eigenen vier Wänden beginnen, einen Teil zu einer nachhaltigeren Baubranche beizutragen und den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Jedes einzelne ökologische Gebäude hilft zudem der gesamten Stadt und dem lokalen Klima im Zuge der Temperaturveränderungen des Klimawandels.


Autorin: Carina Pfeil