Klein, aber oho! Besonders bedeutend für unsere Ökosysteme sind meistens die ganz kleinen Lebewesen. So auch die Bienen, welche uns nicht nur leckeren Honig für unser Frühstücksbrötchen liefern, sondern mit ihrer Bestäubungsleistung auch für das Wachstum vieler anderer Pflanzen sorgen. Ein Großteil unserer täglichen Nahrung haben wir so den Bienen zu verdanken. Doch trotz ihrer unbeschreiblichen Nützlichkeit gehen die Populationen von Wild- und Honigbienen weltweit in besorgniserregendem Maße zurück.

Was bedeutet Bienensterben?

Das Bienensterben bezeichnet den besorgniserregenden Rückgang der weltweiten Bienenpopulationen, der seit mehreren Jahrzehnten beobachtet wird.

Dabei fasst der Begriff „Bienensterben“ mehrere Phänomene zusammen.

Darunter zählt das plötzliche Verschwinden von Bienen aus ihren Völkern, auch bekannt als Colony Collapse Disorder (CCD) sowie die generelle Reduktion der Bienenvorkommen. Am stärksten vom Bienensterben betroffen sind viele Wildbienenarten, aber auch die Honigbiene kämpft um ihre Populationsgrößen.

Bienensterben
Das Bienensterben bezeichnet den besorgniserregenden Rückgang der weltweiten Bienenpopulationen, der seit mehreren Jahrzehnten beobachtet wird – Bild: © Fevziie #593401688 – stock.adobe.com

Warum sterben die Bienen?

Bis heute sind die Ursachen des Bienensterbens nicht vollumfänglich erforscht. Viele globale Trends wie der Klimawandel, die zunehmende industrielle Landwirtschaft mit Monokulturen, Pestiziden und Düngemitteln oder auch schwindende Lebensräume und sinkendes Nahrungsangebot können aber klar als (Mit-)Verursacher ausgemacht werden.
Die Schwierigkeit liegt in der Komplexität des Problems, da die einzelnen Auslösefaktoren oft in Kombination zueinander wirken und sich gegenseitig negativ verstärken.

Warum sterben Bienen
Bis heute sind die Ursachen des Bienensterbens nicht vollumfänglich erforscht – Bild: © kelly marken #887620420 – stock.adobe.com

Pestizide

Eine der größten Bedrohungen für Bienen sind Pestizide, insbesondere Neonicotinoide, die weltweit in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Die Chemikalien wirken als Nervengifte und beeinträchtigen so das zentrale Nervensystem der Bienen.

Bereits geringste Mengen der Pestizide können die Bienen in ihren Navigationsfähigkeiten so beeinträchtigen, dass sie nicht mehr in ihren Stock zurückfinden.

Langfristig schädigen die Chemikalien ebenso die Fortpflanzungsfähigkeit und das Immunsystem der Bienen, was zum Anstieg von Krankheiten im Bienenvolk führen kann.

Verlust der Lebensräume

Die fortschreitende Verstädterung, die zunehmende Flächenumwandlung von Naturflächen in Siedlungs- und Verkehrsflächen sowie die Intensivierung der Landwirtschaft führen zum unweigerlichen Verlust der natürlichen Lebensräume für Bienen. Die Vielfalt an Nahrungsquellen wird so zunehmend eingeschränkt und die Bienen haben es immer schwerer, genügend Pollen und Nektar zu finden, um sich ausreichend zu versorgen.
Durch den Rückgang von Wildblumen und unberührten Pflanzenwelten reduziert sich die Nahrungsvielfalt, was sich negativ auf die allgemeine Gesundheit der Bienen und ihrer Völker auswirkt.

Verlust der Lebensräume
Die fortschreitende Verstädterung, die zunehmende Flächenumwandlung von Naturflächen in Siedlungs- und Verkehrsflächen sowie die Intensivierung der Landwirtschaft führen zum unweigerlichen Verlust der natürlichen Lebensräume für Bienen – Bild: © Bettapoggi #410096672 – stock.adobe.com

Klimawandel

Der Klimawandel stellt mitunter die größte Herausforderung und Bedrohung für die Bienen dar.

Temperaturveränderungen beeinflussen die Blühzeiten von Pflanzen, wodurch die Synchronisation zwischen dem Nahrungsangebot und den Bedürfnissen der Bienen gestört wird.

Auch die immer mehr zunehmenden Extremwetterereignisse wie Dürren, Hochwasser, verschobene Jahreszeiten und lange Kälteperioden beeinträchtigen die Bienenpopulationen in ihren Lebens- und Fortpflanzungsweisen. Zudem verändert sich mit dem Klimawandel das Verbreitungsgebiet der Bienen, was sie wiederum anfälliger für Krankheiten macht. Auch invasive Arten können hier zum Problem werden.

Krankheiten und Parasiten

Ein weiterer wesentlicher Faktor für das Bienensterben sind Krankheiten und Parasiten. Besonders hervorzuheben ist die Varroamilbe (Varroa destructor), ein Parasit, der sich an den Bienen festsetzt und ihre Körperflüssigkeiten aussaugt. Die Varroamilbe überträgt zudem Viren, die zu Deformationen und einer Schwächung der Bienen führen.
Einmal in einem Bienenvolk etabliert, ist die Varroamilbe nur schwer zu bekämpfen und kann innerhalb kurzer Zeit ganze Bienenvölker auslöschen. Zusätzlich kämpfen Bienen mit verschiedenen bakteriellen und viralen Infektionen.

Krankheiten und Parasiten Bienensterben
Ein weiterer wesentlicher Faktor für das Bienensterben sind Krankheiten und Parasiten – Bild: © OlegD #783215646 – stock.adobe.com

Monokulturen und intensive Landwirtschaft

Von einer Monokultur kann gesprochen werden, wenn auf einer großen Fläche nur eine einzige Pflanzenart angepflanzt wird. Extreme Beispiele für Monokulturen sind die Ölplantagen in den tropischen Regenwäldern oder auch die riesigen Weizen- und Maisfelder in den Vereinigten Staaten. Solche Formen der Landwirtschaft bieten den Bienen auf riesigen Flächen wenig bis gar keine Nahrung.

Zudem sind Monokulturen sehr anfällig für Schädlinge und benötigen einen hohen Einsatz an Pestiziden und Düngemitteln, was die Situation der Bienen weiterhin verschlechtert.

Die intensive Landwirtschaft reduziert außerdem die Biodiversität, wodurch natürliche Nistplätze und ein breiteres Nahrungsangebot für Bienen verloren gehen.

Umweltverschmutzung

Die zunehmende Umweltverschmutzung stellt ebenfalls eine hohe Belastung für die Bienenvölker dar. Die Schadstoffe in der Umwelt wirken negativ auf das Ökosystem und damit auch auf den Lebensraum der Bienen.
Zudem können die Giftstoffe auch die Gesundheit der Bienen direkt beeinträchtigen oder indirekt durch die Verschlechterung der Pflanzenqualität, die den Bienen als Nahrungsquelle dient, eine Verschlechterung ihres Zustandes hervorrufen.

Umweltverschmutzung hohe Belastung für Bienenvölker
Die zunehmende Umweltverschmutzung stellt ebenfalls eine hohe Belastung für die Bienenvölker dar – Bild: © hramovnick #61414584 – stock.adobe.com

Die Folgen des Bienensterbens

Die weitreichenden und teils verheerenden Folgen des Bienensterbens betreffen nicht nur die Biodiversität der Ökosysteme. Sondern haben auch erhebliche gesundheitliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen, da die Biene als Verantwortliche für die Bestäubung unverzichtbar für das Funktionieren vieler natürlicher Prozesse und die menschliche Ernährungssicherheit ist.

Auswirkungen auf die Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion

Bienen sind die wichtigsten Bestäuber für eine Vielzahl von Nutzpflanzen, darunter Obst, Gemüse, Nüsse und Ölsaaten. Schätzungen zufolge hängen etwa 75 Prozent der globalen Nahrungsmittelkulturen von der Bestäubung durch Insekten ab, wobei Bienen den größten Anteil leisten.

Das Bienensterben führt daher direkt zu einem Rückgang der Ernteerträge.

Pflanzen, die nicht ausreichend bestäubt werden, produzieren weniger Früchte, was zu einer geringeren Verfügbarkeit und höheren Preisen von Lebensmitteln führen kann. Ein Beispiel ist der Apfelanbau, der ohne Bienen erheblich weniger Ertrag bringt. Auch Mandeln, Kirschen, Beeren und viele Gemüsesorten sind stark von der Bestäubung abhängig.

Auswirkungen auf die Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion Bienensterben
Schätzungen zufolge hängen etwa 75 Prozent der globalen Nahrungsmittelkulturen von der Bestäubung durch Insekten ab, wobei Bienen den größten Anteil leisten – Bild: © ValentinValkov #113406376 – stock.adobe.com

Biodiversitätsverlust

Bienen tragen erheblich zur Aufrechterhaltung der Biodiversität bei, indem sie die Fortpflanzung einer Vielzahl von Pflanzenarten unterstützen. Viele Wildblumen sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen, um sich fortzupflanzen und zu überleben. Das Aussterben von Bienen führt daher zu einem Rückgang dieser Pflanzenarten, was wiederum negative Auswirkungen auf andere Arten im Ökosystem hat, die von diesen Pflanzen abhängen.

Insekten, Vögel und andere Tiere, die sich von den Früchten und Samen der bestäubten Pflanzen ernähren, sind dadurch ebenfalls bedroht. Das Ganze führt zu einem Dominoeffekt, welcher in der Lage ist, das gesamte Ökosystem zu destabilisieren. Damit werden die Ökosysteme wiederum anfälliger für Störungen und schädliche Umwelteinflüsse, was sich dann am Ende wiederum negativ auf die Bienenpopulation auswirken kann. Durch die enge Verzahnung der einzelnen Ökosystemfunktionen beginnt schnell ein rasanter Teufelskreis aus Folgewirkungen.

Wirtschaftliche Folgen

Die Bestäubung durch Bienen wird weltweit auf einen ökonomischen Wert von mehreren Milliarden Euro geschätzt. Der Rückgang der Bienenpopulationen führt zu höheren Kosten für die Landwirtschaft, da alternative Bestäubungsmethoden wie künstliche Bestäubung oder der Einsatz von weniger effizienten Bestäubern kostspielig und weniger effektiv sind.

Der Rückgang der Ernteerträge und die steigenden Produktionskosten können auch zu Arbeitsplatzverlusten in der Landwirtschaft und verwandten Industrien führen.

Zudem könnte der Rückgang der Nahrungsmittelproduktion in einigen Regionen zu Engpässen führen, was die Abhängigkeit von Importen erhöht und die Preise auf den globalen Märkten in die Höhe treibt.

Gesellschaftliche Konsequenzen

Neben den bereits schon genannten, vielfältigen negativen Konsequenzen für die Landwirtschaft, die Ökosysteme und die Wirtschaft hat das Bienensterben auch gesellschaftliche Folgen. In vielen Kulturen spielen Bienen eine wichtige Rolle in der Religion, der Kunst und auch in der Aufrechterhaltung spezifischer Traditionen.
Der Verlust dieser Symbole und die Bedrohung der Nahrungsmittelsicherheit können zu sozialen Spannungen und Konflikten führen, insbesondere in Regionen, die stark von der Landwirtschaft abhängig sind.

Gesellschaftliche Konsequenzen
In vielen Kulturen spielen Bienen eine wichtige Rolle in der Religion, der Kunst und auch in der Aufrechterhaltung spezifischer Traditionen – Bild: © Joost #121704191 – stock.adobe.com

Maßnahmen zum Schutz der Bienen

Die Biene ist sowohl als Lebewesen an sich sowie auch als Träger wichtigster Funktionen im Nahrungskreislauf absolut schützenswert. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Maßnahmen auf jeder Ebene, die ergriffen werden können, um den Rückgang der Bienenpopulationen zu stoppen und ihre Bestände nachhaltig zu sichern.

1. Ökologische und verantwortungsbewusste Landwirtschaft

Eine der wichtigsten Maßnahmen zum Schutz der Bienen beginnt in der Landwirtschaft mit der Verringerung oder dem vollständigen Verzicht auf den Einsatz schädlicher Pflanzenschutzmittel.

Durch die Umstellung auf ökologische Anbaumethoden und den Einsatz bienenfreundlicher Pestizidalternativen kann erheblich dazu beigetragen werden, das Bienensterben zu reduzieren.

Auch die Förderung integrierter Schädlingsbekämpfung (IPM), die auf präventiven Maßnahmen und natürlichen Feinden von Schädlingen basiert, kann den Pestizideinsatz deutlich reduzieren.

2. Renaturierung von Lebensräumen

Die Wiederherstellung und Erhaltung von Lebensräumen sind ein weiterer wichtiger Faktor für eine bienenfreundliche Umwelt. Die Bienen müssen wieder mehr qualitative Nahrungsquellen in der Natur finden.
Dies kann beispielsweise mit dem Anlegen von Blühstreifen entlang von Feldern, der Förderung von Wildblumenwiesen und der Pflanzung von bienenfreundlichen Grünstrukturen in städtischen und ländlichen Gebieten erreicht werden.

Renaturierung von Lebensräumen
Die Wiederherstellung und Erhaltung von Lebensräumen sind ein weiterer wichtiger Faktor für eine bienenfreundliche Umwelt – Bild: © Achim Banck #529191737 – stock.adobe.com

3. Förderung der Imkerei und Bienenforschung

Durch die Unterstützung der Bienenforschung können nicht nur widerstandsfähigere Arten gezüchtet, sondern auch Krankheiten, Parasiten und umweltbezogene Stressfaktoren der Bienen besser beurteilt werden. So lassen sich angepasste und wirksame Lösungsstrategien finden.

Imker sollten in den besten Praktiken zur Bienengesundheit geschult und in ihrer Arbeit unterstützt werden.

4. Bewusstsein und die Entscheidungen jedes Einzelnen

Jeder Einzelne kann im Alltag ganz einfach zum Schutz der Bienen beitragen. Wer einen Garten oder einen Balkon besitzt, kann bienenfreundliche Bäume, Blumen oder Stauden anpflanzen oder eine (kleine) Ecke des Gartens zu einer Wildblumenwiese heranwachsen lassen. Auch das Bereitstellen einiger Wassermöglichkeiten hilft den Bienen im Sommer.
Hier sollte allerdings darauf geachtet werden, dass die Biene nicht im Wasser ertrinken kann. Spezielle Bienentränken sind hier besonders geeignet. Diese am besten in der Nähe der Pflanzen aufstellen und das Wasser regelmäßig wechseln.


Autorin: Carina Pfeil