Wirtschaft

Greenwashing im Emissionshandel: UNO im Kampf gegen CO2-Schwindel

Greenwashing im Emissionshandel
Greenwashing im Emissionshandel: UNO im Kampf gegen CO2-Schwindel – Bild: © tanaonte #438978331 – stock.adobe.com

Schon seit längerer Zeit liegt bei CO2-Gutschriften der Verdacht nahe, dass große Unternehmen wie Apple oder Chevron die eigene Klimabilanz durch Schwindel zu schönen scheinen.
Deshalb ist UN-Generalsekretär Antonio Guterres bestrebt, den Milliardenmarkt aufzumischen. Seiner Aussage zufolge sind viele Projekte reine „Augenwischerei“.

Prinzip der CO2-Kompensation

Die Idee von CO2-Kompensation ist schnell erklärt: In einem Bereich gegen Klima sündigen und dafür eine gute Tat für unseren Globus vollbringen.

Dieses Prinzip verfolgt beispielsweise ein Kraftwerksbetreiber aus Deutschland, der im Gegenzug in Solarzellen in Afrika investiert.

Oder ein in den USA tätiger Ölkonzern, der sich auf den Fidschi-Inseln um Anlagen zur Gewinnung von Wasserkraft kümmert. Doch können Unternehmen mit diesen Maßnahmen wirklich ihr Gewissen rein waschen?

Prinzip der CO2-Kompensation
Prinzip der CO2-Kompensation – Bild: © Parradee #474535333 – stock.adobe.com

Zu schön, um wahr zu sein

Das Prinzip klingt zu schön, um wahr zu sein. Öl- und Gasproduzenten oder auch Tech-Giganten nutzen den Handel mit CO2-Zertifikaten zu ihren Gunsten, um damit ihre Klimaversprechen einzuhalten.
Sie erklären, freiwillige Einsparungen vorzunehmen und dadurch ihre Emissionen zu neutralisieren. Doch weil das System sehr glaubwürdig erscheint, möchte die UNO nun gegen den globalen Ablasshandel vorgehen.

Das Prinzip klingt zu schön, um wahr zu sein
Das Prinzip klingt zu schön, um wahr zu sein – Bild: © narawit #491256978 – stock.adobe.com

Strategien für die Zukunft

Nach Informationen der „Financial Times“ möchte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres nun gegen eine zukünftige Anrechnung von CO2-Gutschriften bei der Beurteilung der Klimaneutralität vorgehen. Diese Vorgabe geht aus Entwürfen einer Task Force über globale CO2-Märkte hervor, welche einst durch Guterres gegründet wurde.

Laut dieser Task Force dürfen verwendete CO2-Zertifikate nicht zur eigenen Emissionsminderung von Verschmutzern betrachtet werden.

Wunsch nach einer „echten Dekarbonisierung“

Guterres kritisiert diese Methode zur Klimakompensation schon seit längerer Zeit. Vor einigen Monaten forderte der Generalsekretär der Vereinten Nationen Unternehmen aus der Wirtschaft zur „echten Dekarbonisierung“ auf. Er forderte von den Firmen, diese sogenannten Carbon Credits oder zweifelhafte Ausgleiche zu vermeiden. Auf das Weltklima wirken sich durch große Unternehmen verursachte Treibhausgasemissionen sehr stark aus. Laut Analysen der gemeinnützigen Organisation „Carbon Disclosure Project“ verursachen rund 100 Firmen weltweit ungefähr 70 Prozent aller CO2-Emissionen weltweit. Setzt Guterres seine Ziele perspektivisch durch, könnte das deutliche Konsequenzen für den wachsenden Markt an CO2-Initiativen haben.

Laut Prognosen der Unternehmensberatung Boston Consulting Group soll der Markt bis zum Jahr 2030 von derzeit etwa zehn auf bis zu 40 Milliarden US-Dollar ansteigen. Widerspricht die UNO jedoch diesem System, könnten viele Projekte zukünftig schlechter vermittelt werden.

Wunsch nach einer „echten Dekarbonisierung“
Wunsch nach einer „echten Dekarbonisierung“ – Bild: © Alex #753201867 – stock.adobe.com

Aktueller Standpunkt der UNO

Derzeit steht die UNO überzeugt hinter einem internationalen Handel mit den Klima-Gutschriften. Es existiert sogar ein eigenes E-Commerce-Portal, auf dem Privatpersonen, Konzerne oder Organisationen solche CO2-Zertifikate erwerben können.

Mit diesen Zertifikaten möchten sie die durch sie verursachten Emissionen kompensieren.

Falsche Angaben

Anbieter dieser Gutschriften stehen jedoch schon lange in der Kritik. Wie mehrere Studien belegen, sind Angaben zu deren eingesparten Treibhausgasen maßlos übertrieben. Oftmals können Angaben über die Einsparungen nicht nachvollzogen werden.

Außerdem sind die Einsparungen zumeist auch nicht dauerhaft. Auf dem internationalen Markt für die CO2-Zertifikate ist Betrug nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Ein Beispiel ist eine Studie des britischen „Guardian“, laut der auch die 50 größten Klimaprojekte weltweit mit dem höchsten Anteil der verkauften Zertifikate so gut wie nicht dazu beitragen, den CO2-Ausstoß international zu reduzieren.
Laut einem Urteil der Zeitschrift sind rund 80 Prozent aller Initiativen übergehend nutzlos. Dennoch investierten Konzerne für den Zweck rund 1,16 Milliarden Dollar. Diesen Effekt begründen Spezialisten damit, dass in vielen Anlagen Lecks auftraten oder die Emissionen nur verlagert wurden.