Siegeszug erneuerbarer Energien: Sind unsere Stromnetze darauf ausgelegt?

Der Ausbau erneuerbarer Energien sowie deren Nutzung durch neue Verbraucher könnte Stromnetze dauerhaft überfordern. Erfolgt ein Ausbau der Stromnetze nicht zeitnah, könnte sich die Energiewende dadurch verlangsamen.

Verbesserungsbedarf bei aktuellen Stromnetzen

Deutschland und zahlreiche andere Staaten bauten erneuerbare Energien in jüngster Vergangenheit deutlich aus. Dieses Ziel verfolgen viele Länder, um ihre CO2-Emissionen zu minimieren und die globale Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu beschränken.

Nun zeigte eine Studie der Internationalen Energieagentur IEA auf, dass aktuelle Stromnetze jedoch nicht auf das rapide Wachstum der klimaneutralen Energiequellen ausgelegt sind.

Wichtige Energiequellen sind Wasser-, Solar- und Windkraft. Nach Aussagen von IEA-Chef Fatih Birol sind daher bis 2040 etwa 80 Millionen weitere Kilometer an neu gebauten oder modernisierten Stromnetzen erforderlich.

Droht ein verlangsamter Ausbau erneuerbarer Energien?

Forscher der IEA simulierten im Rahmen ihrer Studie, was mit den Stromnetzen geschehen würde, falls die Regulierungsformen zu langsam fortschreiten oder sich Investitionen in die Stromnetze verlangsamen. Schlimmstenfalls ist es nicht ausgeschlossen, dass sich ein Ausbau erneuerbarer Energien deutlich verlangsamt und sich der Verbrauch von fossilen Brennstoffen erhöht.
In dem Fall wären CO2-Emissionen von 2030 bis 2050 um etwa 60 Millionen Tonnen höher als im Optimalfall. Globale Durchschnittstemperaturen wurden das erhoffte Ziel von 1,5 Grad Celsius deutlich überschreiten. Höchstwahrscheinlich würde sich die globale Erderwärmung auf über zwei Grad Celsius belaufen.

Eine Gefährdung für die Versorgungssicherheit von Stromnetzen?

Laut Aussagen der IEA sind Elektroautos sowie mit Wärmepumpen betriebene Heizungen eine wichtige Komponente für den signifikant ansteigenden Strombedarf. Diese Bereiche sind jedoch Segmente, die ihre Energie derzeit überwiegend aus fossilen Brennstoffen gewinnen.

Um eine zuverlässige Energieversorgung zu erreichen, seien Investitionen in bestehende Stromnetze zwingend erforderlich.

Kürzlich wies die Bundesnetzagentur BNetzA ebenfalls schon darauf hin, dass der erhöhte Stromverbrauch durch Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge perspektivisch die Versorgungssicherheit gefährden könnte. Deshalb möchte es die Behörde Netzbetreibern gestatten, Strom für die entsprechenden Verbrauchergruppen in Deutschland zu drosseln.

Dringender Handlungsbedarf

Laut der IEA ist dringender Handlungsbedarf gefragt. Die Initiative sei schon jetzt erforderlich, da eine Netzmodernisierung und Netzerweiterung zumeist mit langen Vorlaufzeiten einhergeht. Eine Etablierung von neuen Netzstrukturen beansprucht erfahrungsgemäß fünf bis 15 Jahre.
Projekte für erneuerbare Energien werden zumeist zwischen einem und fünf Jahren realisiert. Die erforderliche Infrastruktur zum Aufladen von Elektroautos ist in aller Regel binnen zwei Jahren verfügbar.