Plastik ist in unserem Alltag kaum noch wegzudenken. Es steckt in Verpackungen, Kleidung, Kosmetika und nahezu unendlich vielen weiteren Dingen des täglichen Lebens. Ein Problem ist das viele Plastik schon an sich. Es wird aus endlichen Ressourcen aufwändig hergestellt, enthält viele schädliche Chemikalien und landet schlussendlich in der Umwelt.
Eine weitere nicht zu verachtende Gefahr hinter den Plastikströmen ist das sogenannte Mikroplastik. Winzige Kunststoffteilchen, kleiner als fünf Millimeter, reichern sich in der Umwelt und den Lebewesen an. Und auch für uns Menschen birgt Mikroplastik eine große Gefahr.

Was ist Mikroplastik?

Zum sogenannten Mikroplastik gehören alle Kunststoffteilchen, die kleiner als 5 mm sind. Mit den bloßen Augen sind sie so gut wie nicht mehr erkennbar, was das generelle Problem dahinter noch verstärkt. Enthalten sind sie entweder absichtlich in verschiedenen Produkten oder entstehen durch den Zerfall größerer Kunststoffteile in immer kleinere Partikel.

Unterschieden werden kann das Mikroplastik in eine primäre und eine sekundäre Form.

Primäres Mikroplastik umfasst Partikel, die absichtlich so klein produziert werden und beispielsweise in Kosmetika ihren Einsatz finden. Peeling-Produkte beispielsweise sind prädestiniert für das Enthalten von Mikroplastik. Zudem kann Mikroplastik durch synthetische Textilien oder den Abrieb von Autoreifen primär freigesetzt werden. Sekundäres Mikroplastik entsteht, wenn größere Kunststoffteile wie Plastikflaschen oder Tüten durch Sonneneinstrahlung, Witterung, chemische oder mechanische Prozesse in immer kleinere Teile zerfallen.

Was ist Mikroplastik
Zum sogenannten Mikroplastik gehören alle Kunststoffteilchen, die kleiner als 5 mm sind – Bild: © Microgen #416684317 – stock.adobe.com

Wie gelangt Mikroplastik in die Umwelt?

Die Wege des Mikroplastiks in die Umwelt sind vielfältig. Durch primäres und sekundäres Auftreten von Mikroplastik und der Tatsache, dass Plastik nahezu überall vorkommt, entsteht Mikroplastik in ganz vielen verschiedenen Situationen. Oft auch da, wo man es gar nicht vermutet.

Das meiste Mikroplastik wird tatsächlich im Verkehrssektor durch den Abrieb der Reifen freigesetzt. Während des Fahrens nutzen sich die Reifen ab und winzige Partikel aus synthetischem Gummi landen auf der Straße und den Straßenrändern. Dort werden sie durch das Regenwasser entweder in den Boden eingetragen oder mit in die nächste Kanalisation gespült. Diese können trotz modernster Technik Mikroplastik oftmals nicht zuverlässig aus dem Wasser filtern und die Plastikteilchen landen schlussendlich in den Flüssen und Meeren. Auch der Abrieb von Fahrbahnmarkierungen trägt auf diesem Weg zur Entstehung von Mikroplastik bei.

Ferner zu nennen sind Textilien mit synthetischen Materialien. Beim Waschen lösen sich winzig kleine Faserteile und werden mit dem Abwasser in die Kanalisation gespült, wo sie ebenso wie die winzig kleinen Gummiteile nicht zuverlässig aus dem Abwasser gefiltert werden können und so in die Gewässer eingetragen werden.

Beim Abrieb von Schuhsohlen und der Verwendung von künstlichen Belägen auf Sport- und Spielplätzen entstehen ebenso winzig kleine Plastikteile. Über die Schuhe werden diese dann in die Umwelt getragen und versickern entweder mit dem Niederschlagswasser im Boden oder werden ebenfalls durch den Oberflächenabfluss in die Kanalisation gespült.

Auch Kosmetika und Reinigungsprodukte enthalten oft Mikroplastik, welches mit dem Abwasser über den bereits beschriebenen Weg in die Umwelt gelangen kann.

Mikroplastik entsteht oft auch schon bei der Herstellung bestimmter Produkte oder der Kunststoffrohverarbeitung. Beispielsweise können die sogenannten „Nurdles“ (Plastikgranulat) schon bei der Produktion, dem Transport oder der Lagerung in die Umwelt gelangen.

Quellen für sekundäres Mikroplastik sind in allen voran der Plastikmüll, aber auch die Verwitterung von Abfällen aus der Schiffs- und Fischereiindustrie. Plastikflaschen, Plastiktüten, Verpackungen und andere Gegenstände gelangen durch unsachgemäße Entsorgung in die Umwelt und zersetzen sich dann im Laufe der Zeit in immer kleinere Teile. Dieser Prozess kann je nach Plastikart viele Jahre dauern und belastet die Umwelt erheblich. In der Schifffahrt und der Fischerei werden mit Netzen, Bojen und anderen Gegenständen ebenfalls viele Produkte aus Plastik verwendet. Unter den hohen Belastungen und der Witterung gehen diese mit der Zeit kaputt und setzen Mikroplastik direkt in die Meere frei.

Wie gelangt Mikroplastik in die Umwelt
Die Wege des Mikroplastiks in die Umwelt sind vielfältig – Bild: © DisobeyArt #301124853 – stock.adobe.com

Wie verbreitet sich Mikroplastik?

Mittlerweile gehen Experten davon aus, dass fast 75 % des in die Umwelt gelangenden Plastiks alleine in Deutschland Mikroplastik ist.[*¹] Durch ihre geringe Größe haben es die Teilchen besonders leicht, sich überall in der Umwelt auszubreiten. Hauptsächlich verbreiten sich die Partikel über das Wasser. Durch Regen und Abwasser gelangen sie in Bäche, Flüsse und Seen und anschließend ins Meer, wo sie sich durch die Strömungen über riesige Distanzen ausbreiten können. Sogar in entlegenen Regionen wie der Arktis konnte bereits Mikroplastik im Wasser und im Eis nachgewiesen werden. Ins Meer gelangen auch viele größere Plastikteile und bilden sich in riesigen Müllstrudeln zusammen, von denen es mittlerweile ganze 5 Stück in unseren Ozeanen gibt. Der größte unter ihnen liegt im Pazifik und wird „The Great Pacific Garbage Patch“ genannt. Geografisch liegt er zwischen Kalifornien und Hawaii und nimmt mittlerweile unvorstellbare Ausmaße an. Seine Fläche soll ungefähr so groß wie ganz Mitteleuropa sein und um die 1,8 Billionen Teile Plastik umfassen. Durch die permanente Zersetzung können so gigantische Mengen an Mikroplastik direkt ins Meer gelangen. Mikroplastik kann auch in die Atmosphäre gelangen. Leichte Partikel aus Reifenabrieb, Textilfasern oder Plastikstaub werden durch Wind transportiert und können so in Regionen gelangen, die weit entfernt von den ursprünglichen Quellen sind.

Studien haben gezeigt, dass Mikroplastik selbst in hochgelegenen Bergregionen und unberührten Naturschutzgebieten nachgewiesen wurde.

Im Boden reichert sich Mikroplastik gerne durch den Einsatz von Klärschlamm als Dünger in der Landwirtschaft an. Zudem können Mikroplastikteile mit dem Niederschlag in den Boden eindringen oder durch in der Natur entsorgten Müll entstehen, welcher dann unter Einfluss der Witterung in kleine Plastikteile zerfällt.

Wie verbreitet sich Mikroplastik
Studien haben gezeigt, dass Mikroplastik selbst in hochgelegenen Bergregionen und unberührten Naturschutzgebieten nachgewiesen wurde – Bild: © Peter #380998622 – stock.adobe.com

Die Auswirkungen von Mikroplastik auf die Umwelt

Mikroplastik stellt eine ernstzunehmende bedrohliche Gefahr für unsere Umwelt dar, die sich zunehmend verschlimmert und durch die Unsichtbarkeit der Plastikteilchen immer wieder aus dem allgemeinen Bewusstsein gerät.

Ozeane

Am stärksten sind die Ozeane vom Mikroplastik betroffen. Die kleinen Partikel werden von Meeresbewohnern, wie Fischen, Muscheln und Plankton, häufig mit Nahrung verwechselt und aufgenommen. Je nach Tierart und Größe des Plastikteilchens besteht die Gefahr der Erstickung oder die Tiere nehmen das Plastik auf und es gelangt in den Verdauungstrakt. Dort kann es entweder zu massiven Verdauungsproblemen kommen oder aber die Tiere verhungern mit vollem Bauch, da sie das Plastik für Nahrung halten, aber es diese natürlich nicht darstellt. Auch ihre Jungen füttern die Elterntiere teilweise mit Plastik, welches sie für Nahrung halten und töten damit ihre Jungtiere. Mittlerweile können bei fast allen Seevögeln Plastikteile im Verdauungstrakt nachgewiesen werden. Nur selten finden die Forscher Tiere ohne. Darüber hinaus reichert sich Mikroplastik entlang der Nahrungskette an, wodurch es schließlich auch Menschen erreicht, die Fisch oder Meeresfrüchte verspeisen.

Zusätzlich fungiert Mikroplastik als Träger von Schadstoffen.

Die Partikel binden giftige Chemikalien wie Pestizide und Schwermetalle, die in der Umwelt vorkommen. Wenn Tiere das kontaminierte Mikroplastik aufnehmen, kann dies toxische Effekte haben, die ihre Fortpflanzung, Entwicklung und Überlebenschancen beeinträchtigen.

Am stärksten sind die Ozeane vom Mikroplastik betroffen
Am stärksten sind die Ozeane vom Mikroplastik betroffen – Bild: © D #637999857 – stock.adobe.com

Böden

Mikroplastik hat nicht nur Auswirkungen auf Gewässer, sondern auch auf landbasierte Ökosysteme. Durch den Einsatz von Klärschlamm als Dünger gelangt Mikroplastik in landwirtschaftliche Böden. Studien haben gezeigt, dass Mikroplastik die Bodenstruktur und -qualität beeinträchtigen kann, was wiederum die Nährstoffaufnahme von Pflanzen hemmt. Auch die Bodenorganismen, wie Würmer und Insekten, die für die Bodengesundheit unerlässlich sind, können durch die Aufnahme von Mikroplastik geschädigt werden.

Atmosphäre

Neben Gewässern und Böden hat das Mikroplastik auch seinen Weg in die Luft gefunden. Staub und ganz leichte Kunststoffpartikel werden mit dem Wind durch die Luft gewirbelt und über weite Distanzen mitgeführt.

Über den Regen kann das Mikroplastik so theoretisch in allen Gegenden der Welt wieder in die Böden und Gewässer eingetragen werden.

Mikroplastik in der Luft
Neben Gewässern und Böden hat das Mikroplastik auch seinen Weg in die Luft gefunden – Bild: © Marina Gordejeva #533830891 – stock.adobe.com

Mikroplastik als Gefahr für den Menschen

Immer mehr Studien und Untersuchungen zeigen die enorme Gefahr, die von Mikroplastik auch für den Menschen und seine Gesundheit ausgeht. Mikroplastik wurde bereits in Lebensmitteln, Trinkwasser und sogar in der Luft nachgewiesen, was wiederum bedeutet, dass wir ständig in Kontakt mit diesen Partikeln stehen.

In den Körper gelangt Mikroplastik hauptsächlich über kontaminierte Nahrung und Trinkwasser. Durch den Verzehr von Fischen und Meeresfrüchten nehmen wir die kleinen Partikel direkt über die Nahrung auf. Zudem können die Teilchen sowohl in unserem Leitungswasser als auch im Wasser in Flaschen enthalten sein. In unserem Körper kann das Mikroplastik dann Entzündungsreaktionen auslösen und sich in verschiedenen Organen ablagern. In verschiedenen Tierversuchen haben es die Partikel zudem geschafft, in die Blutbahn zu gelangen. Inwieweit die Teile dann Schäden anrichten können, ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutet wird aber, dass Zellen, die in Kontakt mit dem Mikroplastik gekommen sind, verschiedene Entzündungsreaktionen zeigen. Zudem werden entzündungsfördernde Botenstoffe produziert. Halten diese Entzündungsreaktionen an, kann es früher oder später zu vielfältigen gesundheitlichen Problemen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommen. [*²]

Neben der Aufnahme über Lebensmittel und Wasser atmen wir auch Mikroplastikpartikel ein, die in der Luft schweben.

Vor allem in städtischen Gebieten oder in Innenräumen, in denen Kunststoffe verarbeitet werden, kann die Konzentration höher sein. Die Einatmung von Plastikpartikeln könnte ähnliche gesundheitliche Risiken bergen wie das Einatmen von Feinstaub, der nachweislich Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme und Entzündungen verursacht.

Obwohl die genauen gesundheitlichen Auswirkungen von Mikroplastik auf den Menschen noch erforscht werden, gibt es Hinweise darauf, dass die chemischen Zusatzstoffe in Kunststoffen, wie Weichmacher und Flammschutzmittel, im Körper hormonelle Störungen auslösen und krebserregend sein könnten. Da Mikroplastik auch Schadstoffe an seiner Oberfläche binden kann, besteht das Risiko, dass durch die Aufnahme der Partikel giftige Substanzen in den Körper gelangen.

Wie kann Mikroplastik vermindert werden?

Das Problem des Mikroplastiks ist ein globales, weltweites Anliegen. Es kann und muss also von allen Staaten gemeinsam angegangen werden. Trotzdem ist es wichtig, dass jeder Einzelne im Alltag bewusst mit dem Thema umgeht und Mikroplastik so gut es geht vermeidet.

Ein paar Tipps zur Vermeidung:

  • Kosmetikprodukte ohne Mikroplastik verwenden: Achte auf das Siegel „Mikroplastikfrei“ oder verwende Naturkosmetik ohne Kunststoffpartikel.
  • Synthetische Kleidung seltener waschen: Textilien wie Polyester und Nylon setzen bei jedem Waschgang Mikrofasern frei. Auch ein Waschbeutel vermindert den Abrieb.
  • Kleidung aus natürlichen Materialien wählen: Baumwolle, Leinen, etc.
  • Auf Kunststoffverpackungen verzichten
  • Wiederverwendbare Produkte nutzen und Secondhand kaufen
  • Reifenabrieb reduzieren: Fahre defensiver, um den Abrieb von Autoreifen zu minimieren, und achte auf Reifen mit geringerem Abrieb.

Quellenangabe:
[*¹] https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/plastik-bedroht-oekosysteme/auswirkungen-von-plastikmuell-auf-arten
[*²] https://www.swr.de/wissen/mikroplastik-im-blut-auswirkungen-auf-den-koerper-100.html


Autorin: Carina Pfeil