LifestyleWirtschaft

Wegwerfwahn bei Kleidung: Jährlich landen weltweit 200 Fußballstadien voll Kleidung auf dem Müll

Wegwerfwahn bei Kleidung
Wegwerfwahn bei Kleidung: Jährlich landen weltweit 200 Fußballstadien voll Kleidung auf dem Müll – Bild: © smirart #275994151 – stock.adobe.com

Jährlich landen weltweit ungefähr 120 Millionen Tonnen Kleidung auf dem Müll. Das entspricht ungefähr 200 Fußballstadien, die mit Kleidung gefüllt sind, wie die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) in einer Analyse zur Textilwirtschaft schreibt. Die Berge aus weggeworfener Kleidung sind sogar schon aus dem Weltall erkennbar. Die Textilien belasten langfristig die Umwelt. Die Lösung um gegen dieses Problem vorzugehen, wäre eine Kreislaufwirtschaft. Sie ist wirtschaftlich sinnvoll und gleichzeitig ökologisch.

Weggeworfene Kleidung oftmals kaum genutzt

Von den weggeworfenen Kleidungsstücken wurde ein großer Teil kaum genutzt. Die Käufer tragen laut Boston Consulting Group ein Kleidungsstück im Schnitt nur sieben bis zehn Mal und entsorgen es dann im Müll.

Wie stark die Berge aus weggeworfener Kleidung die Umwelt belasten, zeigen die folgenden Zahlen:

  • von den in den Müll geworfenen Kleidungsstücken landen 80 Prozent auf Deponien oder werden direkt verbrannt
  • nur 12 Prozent werden wiederverwendet
  • gerade einmal ein Prozent wird recycelt und zu neuen Fasern verarbeitet

Nach wie vor werden zahlreiche Kleidungsstücke aus Mischgewebe hergestellt. Das Problem besteht darum, dass sich solche Gewebe mit dem heutigen Stand der Technik und den verfügbaren Verfahren kaum trennen und wiederverwerten lassen.

Weggeworfene Kleidung oftmals kaum genutzt
Weggeworfene Kleidung oftmals kaum genutzt – Bild: © Maren Winter #392351271 – stock.adobe.com

Hohe Kosten für die Modebranche durch Kleiderabfall

Wie die BCG berichtet, stellt die außerordentlich geringe Recyclingquote des Kleidermülls ein schwerwiegendes ökologisches Problem dar. Von den Kohlendioxid-Emissionen der Modebranche entfallen mehr als 90 Prozent auf die Gewinnung und Verarbeitung von neuen Rohstoffen.
Die weggeworfene Kleidung ist für die Textilbranche auch eine schwere betriebswirtschaftliche Belastung.

Der Materialwert der Kleiderabfälle wird jährlich auf ungefähr 150 Milliarden US-Dollar geschätzt, was 129,3 Milliarden Euro entspricht.

Um dieses Dilemma in den Griff zu bekommen, die Umwelt zu schonen und hohe Kosten zu sparen, appelliert die BCG an die Textilbranche zum Aufbau einer Kreislaufwirtschaft. Sie wäre das Gebot der ökologischen und ökonomischen Vernunft.

Hohe Kosten für die Modebranche durch Kleiderabfall
Hohe Kosten für die Modebranche durch Kleiderabfall – Bild: © Daniel Doorakkers #386998287 – stock.adobe.com

Branchenweite Lösungen für eine Kreislaufwirtschaft gefordert

Die einzelnen Firmen der Textilbranche müssen keine Einzelinitiativen entwickeln, um die Kreislaufwirtschaft umzusetzen. Viel wichtiger sind branchenweite Lösungen, damit die recycelten Materialien für die Hersteller und Konsumenten leichter verfügbar werden.

Die BCG schlägt vereinfachte Rücknahmesysteme vor. Solche Rücknahmesysteme werden heute bereits von einigen Bekleidungsmarken und Händlern zur Verfügung gestellt, damit die Käufer ihre getragene Kleidung abgeben können. Weitere Vorschläge der BCG sind neuartige Sortiertechnologien oder chemisches Recycling. So könnte Mischgewebe besser verarbeitet werden.

Wenn keine Kreislaufwirtschaft in der Textilbranche eingeführt und die kaum getragene Kleidung weiterhin einfach so entsorgt wird, könnte der jährliche Müllberg bis 2030 auf 150 Millionen Tonnen ansteigen.

Damit könnten 260 Fußballstadien gefüllt werden. Wie die BCG berichtet, türmen sich die Kleiderberge im Norden Chinas bereits so hoch, dass sie aus dem Weltall erkennbar sind.

Was jeder selbst tun kann

Jeder Einzelne kann dazu beitragen, dass der Berg aus Kleidermüll nicht so stark ansteigt. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Neue Kleidung wird benötigt, wenn die alte kaputt ist, nicht mehr passt oder ein spezieller Anlass besondere Kleidungsstücke erfordert. Mit einem achtsamen Konsum landet weniger Kleidung im Müll.

Kleidung sollte bewusst gekauft werden. Wer ständig die neue Mode mitmacht, sortiert häufig Kleidung aus. Besser sind zeitlose, kombifreudige Kleidungsstücke, die sich mit bereits vorhandenen Stücken gut kombinieren lassen.

Qualität ist in jedem Fall besser als Quantität. Hochwertige Kleidung ist langlebiger und geht nicht so schnell kaputt. Sie kann deutlich länger getragen werden und behält auch nach vielen Wäschen ihre Form und Farbe.

Gebrauchte Kleidung, die noch tragbar ist, muss nicht im Müll landen, sondern kann als Secondhand-Ware weitergegeben werden. In Secondhand-Läden oder über Mode-Apps können die Kleidungsstücke verkauft werden.

Von der Kleidung, die im Altkleider-Container landet, gelangt nur ein verschwindend geringer Teil in Kleiderkammern oder deutsche Läden. Der Rest wird in südliche Länder exportiert, wo er oft auf Deponien landet, verbrannt oder zu Dämmmaterial und Putzlappen verarbeitet wird.

Nicht immer muss Kleidung entsorgt werden. Es kann sinnvoll sein, sie bei leichten Schäden noch zu reparieren oder zum Schneider zu geben.

Bereits beim Einkauf sollten Konsumenten überlegen, ob sie ein Kleidungsstück tatsächlich benötigen und kaufen möchten. So können sie Geld sparen und auch die Umwelt schonen. Der bekannte Bund internationaler Hilfs- und Entwicklungsorganisationen, Oxfam, berichtet davon, dass dort bereits genug Kleidung vorhanden ist, um die kommenden sechs Generationen zu versorgen.